Caravaning liegt als Urlaubsform im Trend. Die Nachfrage nach Wohnmobilen wächst seit Jahren kontinuierlich und wird durch die aktuellen Lockerungsperspektiven der Infektionsschutzgesetzgebung noch gesteigert. Die Verfügbarkeit von Caravaning-Fahrzeugen ist in diesem Jahr aufgrund der sehr hohen Nachfrage und krisenbedingter Produktions- und Lieferschwierigkeiten bereits kritisch. Die Kapazitäten der Hersteller und Vermieter sind nicht beliebig skalierbar. Und auch vor den Campingplätzen macht der Boom keinen Halt; so berichteten viele Betreiber von in der Saison 2021 überfüllten und aktuell weit im Voraus ausgebuchten Campingplätzen.
Gründe der Lieferengpässe bei den Wohnmobilherstellern
"Die Engpässe bei der Fahrzeugproduktion liegen vor allem begründet in der Halbleiter- und Ukraine-Krise sowie den extrem gestiegenen Vorfracht-Preisen für Teile und Komponenten. Hinzu kommt der Mangel an Rohstoffen, z.B. Kunststoffgranulate zur Produktion der Wohnmobil-Fenster", analysiert Ralf Holstein, Leiter der ADAC Wohnmobil-Vermietung. "Wegen extremer Lieferzeiten und Lieferverzug ist auch bei den Miet-Wohnmobilen eine deutliche Verknappung in diesem Jahr erkennbar, teils bereits eingetreten. Teilweise verzichten sogar etablierte Anbieter auf die Vermietung in dieser Saison aufgrund unzuverlässiger Lieferzusagen. Es gilt also, rechtzeitig zu planen und zu reservieren."
Preissteigerungen bei den Wohnmobilvermietern
Aufgrund der massiv gestiegenen Einkaufspreise mussten die Mietpreise für 2022 angepasst werden: In der Regel werden in der Hauptsaison 10 bis 15 % mehr im Vergleich zur Vor-Corona-Saison 2019 fällig. Die Steigerung der Mietpreise kann die gestiegenen Einkaufspreise dabei nicht komplett ausgleichen. Überdies gibt es auf Grund der unterbrochenen Lieferketten nach wie vor Lieferschwierigkeiten bei den großen Herstellern der Wohnmobil-Chassis.
Prognose über die weitere Entwicklung des Segments Van- und Wohnmobiltourismus
Die anhaltende weltweite Rohstoffkrise macht sich in der Campingbranche bemerkbar. So führte der Engpass an Rohstoffen und Chips immer wieder zu notwendigen Produktionsstopps und damit deutlich verlängerten Lieferzeiten. Die langen Wartezeiten sowie die hohen Anschaffungs- und Unterhaltskosten könnten dazu führen, dass Verleiher und Camper-Sharing-Anbieter langfristig profitieren. Andreas Haug von der Münchner Wohnmobilvermietung Haug “Es ist ratsam, möglichst bald zu buchen. Schon jetzt, am Anfang des Jahres 2022, verzeichnen wir einen weiteren Nachfragerekord.”
Camping-Begeisterte, die nicht auf ein eigenes Fahrzeug verzichten möchten, werden aber wohl zukünftig die Verkaufszahlen weiter positiv beeinflussen. So waren bereits im Jahr 2020 knapp die Hälfte der Wohnmobil-Neuzulassungen Kastenwägen und Vans. Da diese Form des Campings aufgrund hoher Flexibilität bei maximaler Individualität vor allem bei kaufkräftigen jüngeren Zielgruppen beliebt ist und durch die neuen Medien gepusht wird, kann davon ausgegangen werden, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren verstärkt; zumal die Hersteller mit lebensstilorientierten Angeboten locken. Zudem werden Kastenwagen-Individualausbauten ob von professionellen Customizern wie vanreif oder Privatpersonen weiter an Bedeutung gewinnen.
Es ist augenscheinlich, dass der Caravaningtourismus mit 14,1 Mrd. Euro Gesamtumsatz im Jahre 2021 nicht nur laut Hermann Pfaff vom Caravaning Industrie Verband e. V. (CIVD) auch zukünftig in Deutschland einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor und Jobgaranten vor allem für den ländlichen Raum sowie strukturschwache Regionen darstellt.
Lesenswert: dwif Studie zur Wirtschaftskraft des Caravaningtourismus
Die bis dato umfangreichste Studie zum Caravaning-Tourismus in Deutschland belegt dessen enorme ökonomische Bedeutung unter Berücksichtigung der Einflüsse der Corona-Pandemie. Zudem wurde das Potenzial des Reisemobiltourismus in den einzelnen Regionen untersucht. Erfolgreiche Praxisbeispiele, Fallstudien und ein Potenzial-Leitfaden zeigen, wie Destinationen von der steigenden Beliebtheit der Urlaubsform profitieren können.