Campen lässt es sich selbst im kleinsten Fahrzeug! Mittlerweile, denn früher waren Camper ziemlich groß und geräumig. Der Trend geht aber zunehmend in Richtung kompakte Alleskönner. Angefangen vom Caddy bis zum Kastenwagen mit mehrfach genutzter und äußerst durchdachter Raumaufteilung gibt es mittlerweile dank modernster Technik ganz neue Möglichkeiten. Hier erfahrt Ihr, wie mittels technischer Innovationen aus einem relativ kleinen Fahrzeug ein Technik- & Raumwunder wird.
Schwenk-Drehsitze
Dass Vordersitze als Drehsitze ausgelegt sind, ist nichts Neues. Diese gibt es schon lange, aber dank neuartiger, nachrüstbarer Schwenk-Drehkonsolen ist deren Einbau mittlerweile sogar in beengten Minicampern wie dem VW Caddy möglich geworden, wo es früher undenkbar war. Der Trick besteht darin, die Tür zu öffnen, und den Sitz seitlich herauszuschwenken und erst dann zu drehen. Somit ist es beispielsweise möglich, dass alle Mitfahrer gemeinsam um einen Tisch sitzen und sich bequem unterhalten können.
Flexible Wände dank moderner Leichtbautechnik
Um im Camper den begrenzten Raum maximal zu nutzen, muss er möglichst mehrere Funktionen vereinen. Pössl realisierte eine Raumbad-Idee, die mittlerweile auch in DIY-Vans Einzug gehalten hat. Das Modell 2Win signalisiert schon im Namen das Konzept. Dort wo sonst lediglich der Durchgang zum Bett ist, wird der Raum doppelt genutzt, es entsteht ein Bad. Möglich machen dies verschiebbare Wände aus Leichtbaumaterialien. Eine geniale Idee den Platz sinnvoll zu verwenden und ein Schwenk- oder Raumbad mitten im Wohnmobil oder Van entstehen zu lassen. Auch an anderen Stellen (z. B. unter dem Tisch) lassen sich in selbst umgebauten Campern Duschwannen platzieren, die bei Nichtgebrauch unter Abdeckungen verschwinden; für den trockenen Innenraum sorgt ein temporär angebrachter Duschvorhang.
Schwerlastauszüge
Jeder ungenutzte freie Raum im Mini-Camper ist Verschwendung. Die hintersten Ecken unter der Sitzbank lassen sich kaum sinnvoll nutzen, da alles was davor steht den Zugang behindert. Mithilfe von Schwerlastauszügen und der KFZ-Kontur angepassten Schüben lassen sich Utensilien in den unzugänglichsten Stellen des Fahrzeugs komfortabel und jederzeit einfach zugängig verstauen und sich selbst im kleinsten Fahrzeug eine Küche unterbringen.
Modulare Campingboxen
Eine der zeitsparendsten Varianten des Camperumbaus besteht darin, eine vorgefertigte Schlafgelegenheit ins Fahrzeug zu integrieren. Die Box wird einfach in den Kofferraum gestellt und schon ist alles Wesentliche für die Reise an Bord: Bett, Küche, Wasserversorgung und Stauraum. Diese Boxen gibt es als Bausatz, z. B. im Hornbach für einen mittleren dreistelligen Betrag oder als High End Variante mit Auszügen von Ququq ab 2.500 € aufwärts. Mittlerweile bieten in Europa über 100 verschiedene Hersteller Campingboxen-Lösungen für campingtaugliche Basisfahrzeuge an.
PlugVan
Eine neue Möglichkeit bezieht sich auf die Modularität des Fahrzeugs. Mit dem PlugVan Wohnmodul kann ein Transporter schnell in einen vollwertigen Camper verwandelt werden und wieder zurück. Das PlugVan Camping Modul wird dafür in einen leeren Kastenwagen geschoben, ohne dass am Fahrzeug Änderungen vorgenommen werden müssen. Die Camping-Box kann in unterschiedliche, ähnlich große Transporter integriert werden und diese durch den enthaltenen Wohnraum zum Camper machen. Ist das Fahrzeug defekt oder wird durch ein neueres ersetzt, kann die Box einfach „umziehen”.
LiFePo4-Akkus
Die neueste Technik in Sachen Energiespeicherung ist der LiFePo4-Akku. Ein sogenannter Lithium-Eisen-Phosphat Akku. Dieser ersetzt herkömmliche schwere Bleiakkus mit ihren geringen Ladezyklen. Diese Akkus sind den früheren VersorgerbatterieGenerationen technisch in allen Bereichen überlegen, wie Anzahl an Ladezyklen, Gewicht, Selbstentladung, Hochstromfähigkeit, Wartungsarmut, Ausgasung und viele weitere. Lediglich die Empfindlichkeit gegen Über- bzw. Tiefentladung und der höhere Anschaffungspreis stellen Schwachpunkte dar. Über die deutlich höhere Anzahl an Ladezyklen und somit größere Lebensdauer werden diese aber wieder ausgeglichen. Mit einem Wechselrichter in Kombination mit einer Induktionsplatte erspart dieser Akku als Energieträger eine voluminöse und schwere Gasflasche, die Rohrleitungen und deren TÜV-Prüfung alle zwei Jahre. Durch die enorme Energiedichte bei gleichzeitig geringem Gewicht, ermöglichen Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus im Bereich Camping ganz neue Möglichkeiten. Einige hochwertigere Akkus haben sogar eine Balancer-Regelung mit Bluetooth integriert. Per App können die Restenergie, die Zellenspannung und weitere Parameter ausgelesen werden.
Eigene Erfahrung: Mir war es wichtig, neben meinem italienischen Espressokocher eine kleine Nespressomaschine an Bord zu haben. Allerdings ging durch die hohe benötigte Anfangsspannung der Nespressomaschine meine Versorger-Gelbatterie in die Knie. Ein LiFePo4-Akku sorgte für Abhilfe - aber nur bis zu dem Tag, als ich bei - 8 Grad im Skigebiet stand… Kälte sorgt dafür, dass die in den Lithium-Ionen-Akkus enthaltende Elektrolytflüssigkeit zäher wird. In Folge wird der elektrochemische Prozess deutlich langsamer und der Innenwiderstand nimmt zu. Gut, dafür habe ich meinen Espressokocher; Gas fließt auch bei größter Kälte ;-)
Fazit
Wie man sieht, muss ein Camper nicht mehr unbedingt danach aussehen. Die multifunktionale Verwendung steht vor allem bei kleineren Vans im Vordergrund. Selbst die kleinsten Camping-Fahrzeuge können zum Teil den gleichen Nutzen wie ein riesiges, geräumiges Wohnmobil und bis zu fünf Schlafplätze bieten. Eine Küche, Sitz- und Essgelegenheit sowie Schlafmöglichkeit sind auf Wunsch immer gegeben. Teilweise sind die Campervans sogar mit Bädern bzw. Toiletten ausgestattet. Dank der Vielzahl der Möglichkeiten, kann jeder PKW an individuelle Kundenwünsche angepasst werden. Mithilfe von durchdachten Konzepten mit Mehrfachnutzen sowie technischen Innovationen werden Campervans zu wahren Raum- und Technikwundern.
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